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Gitarrenbauer aus Leidenschaft
In jeder Gitarre steckt ein Teil von mir
Handarbeit bedeutet im Hause Cyan Guitars die Feile zu schwingen und sich mit den unterschiedlichsten Materialien auseinanderzusetzen. Ich bin Gitarrenbauer aus Leidenschaft. Metall-Applikationen, Pickup Rahmen oder andere ausgefallene Details werden alle von Hand hergestellt und nicht aus Halbfertigteilen zusammengebaut. CNC Technik kommt bei mir nur für Griffbretter, Gravuren und serielle Metallteile zum Einsatz.
In jeder Cyan Custom Gitarre steckt ein Teil von mir, den ich zur Adoption freigebe. Herzblut, Detailverliebtheit und handwerkliche Präzision, dafür stehen alle Cyan Custom Instrumente.
Der Reparaturservice für Saiteninstrumente ist natürlich auch ein Teil meiner Arbeit als Gitarrenbauer und hilft mir dabei, immer wieder Fehler zu analysieren oder neue Ideen zu entwickeln.
Vom Holzbastler zum Profi
Ein echter Hamburger Jung stellt sich vor
Ahoi von der Waterkant, eine Stadt an der Elbe ist mein Zuhause. Geboren 1965 und aufgewachsen in Hamburg-Langenhorn, erlebte ich eine unbeschwerte non-digitale Kindheit, fast wie auf dem Lande. Im idyllischen Raakmoor wurde gebuddelt und gebastelt, vom Erdloch bis zur Baumhöhle, vom Staudamm bis zum Floß. Wenn ein Film meine Teenagerzeit beschreiben würde, dann wäre es „Dorfpunks“. Genauso war es auch bei uns, und wir liebten es!
Schon mein Opa baute als Maschinenschlosser alles von Hand. Vom Schlitten über den Bollerwagen bis hin zur Leiter. Mein Vater hingegen hatte Benzin im Blut und schraubte, neben seiner Arbeit als Kfz-Mechaniker, für die Verwandtschaft und Freunde jede noch so klägliche Rostlaube TÜV-fertig. Auch ich fing schon als kleines Kind an zu basteln und baute mit meinem Opa an der Hobelbank Schwerter und Flitzebögen. Dadurch lernte ich früh, mit den wichtigsten Werkzeugen umzugehen und setzte unsere Handwerks-Familientradition viele Jahre später als Gitarrenbauer fort.
Den ersten Versuch als Gitarrenbauer startete ich mit 14 Jahren
Mit 14 Jahren ging es dann richtig los. Zusammen mit zwei Freunden aus der Nachbarschaft gründete ich meine erste Punkband „Razzia“, deren Name von dem Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ inspiriert wurde, das ich gerade las. Ich sollte der Bassist sein. Leider durfte ich mir aber keinen Bass kaufen und so entschloss ich mich, selbst einen zu bauen.
Voller Tatendrang nahm ich mir ein Regalbrett meines Vaters und sägte mit einer Laubsäge in tagelanger Tortur die Kontur eines E-Basses aus. Ein abenteuerliches Projekt, das bei all meinen Verwandten für Respekt sorgte. Mehr als ein bisschen Pling-Pling kam zwar nicht aus meinem ersten selbstgebauten Instrument heraus, aber für den Anfang sollte es reichen.
In unserer Garage hielten wir die ersten Bandproben ab. Mein „Semi-Hollow Bass“ und ein altes Röhrenradio sorgten für mächtig Lärm, aber unser Tuning und das richtige Timing ließen noch sehr zu wünschen übrig.
Zwei bis drei Wochen später hatten wir die Geduld unserer Nachbarn endgültig ausgereizt und der Spaß war fürs Erste vorbei.
Da ich sowieso viel lieber Gitarre spielen wollte, stieg ich ein paar Monate später aus der Band aus, und unser Keller, in dem sich eine alte Hobelbank und das Werkzeug meines Opas befand, wurde zu meinem neuen Lieblingsort.
Der Ehrgeiz hatte mich gepackt und nach einigen Fehlversuchen erhielt ich nach dem vierten Anlauf endlich ein zufriedenstellendes Ergebnis. Ein Nachbau einer Gibson SG, die ich mir nicht wegen des Kerls in der Schuluniform ausgesucht hatte, sondern wegen des UK Subs Gitarristen Nicky Garratt, der es mir besonders angetan hatte.
Bandgründung mit Rod González
Meine erste selbstgebaute Gitarre spielte ich dann in diversen Punkbands, die „Frust 81“, „Massaker“ oder „Ramsch“ hießen.
Mit von der Partie war mein Freund Rod González, der Jahre später ein bekannter Musiker werden sollte. Rod spielte zuerst Bass in unserer Band „Massaker“, mit der wir es sogar auf den LP-Sampler „Waterkant Hits“ geschafft hatten. Später saß Rod hinter dem Schlagzeug.
Mit unserer Indie Band „Doric Tacet“ waren wir mit drei Songs auf dem Triton Sampler „Danach und Stunden später“ vertreten – und dann ging es für Rod direkt aus unserem muffigen Übungsraum auf die großen Bühnen dieser Welt. Über einen Bekannten wurde er eingeladen, als Gitarrist der Rainbirds mit auf Kanada Tour zu gehen.
Von der Tischlerlehre in die Selbstständigkeit
Mein zweites Gitarrenprojekt war der Nachbau einer Steve Stevens Gitarre von Hamer. Aufgrund dieser Gitarre bekam ich dann meinen ersten offiziellen Auftrag als Gitarrenbauer. Mein Gitarrenlehrer Otto fragte mich, ob ich ihm nicht auch so eine bauen könnte. Zu dieser Zeit machte ich bereits eine Ausbildung zum Tischler in einer Fensterbaufabrik. Voller Stolz nahm ich diese Herausforderung an und verkürzte Frühstücks- und Mittagspausen, um die Möglichkeiten von Bandschleifer und Oberfräsen zu nutzen.
1989, nach Abschluss meiner Tischlerlehre, 20 Monaten Zivildienst und einem Gesellenjahr in meiner Ausbildungsfirma, wagte ich den Schritt in die Selbststtändigkeit. Eine Werkstatt in der Stadtmitte war schnell gefunden und ich bezog mein erstes Domizil in der Schönstraße, die sich auf dem heutigen Messegelände befand. Eigentlich war es ein Kellerloch, aber das war mir während der 13 Jahre dort nie aufgefallen. Ideen gab es genug, Holz und Maschinen waren vorhanden und die Reise konnte beginnen.
1990 besuchte ich zum ersten Mal unter der Flagge von Cyan Guitars die Musikmesse in Frankfurt. Ein voller Erfolg, was die Meinungen der Fachbesucher anging. Vier weitere Jahre ging es dann jeden Frühling auf die Musikmesse nach Frankfurt, wo ich meine neuen Modelle präsentierte.
Bekanntschaft mit Farin Urlaub (Die Ärzte)
Die Reunion der Band Die Ärzte 1993 sollte auch für mich ein Meilenstein werden. Mein alter Freund Rod González hatte die Ehre, mit Bela und Farin, seine bei den Rainbirds angefangene Musikerkarriere fortzusetzen. Als sich Die Ärzte in Hamburg auf ihre Tour vorbereiten wollten, und einen geeigneten Raum suchten, bot ich Rod und seinen neuen Bandkollegen an, in meinem ausgebauten Übungsraum neben der Werkstatt zu proben. Sie nahmen mein Angebot gerne an und so lernte ich Farin Urlaub kennen.
Meine Gitarren gefielen ihm so sehr, dass er sich schon bald seine erste Custom Gitarre von mir bauen ließ – die Black Hawk. Es folgten weitere Modelle wie die Red oder White Hawk, die Two Tone oder die FU Studio Gitarre (der Prototyp für die später folgende Signature Custom Guitar Serie). Farin Urlaub wurde zu einem treuen Kunden, mit dem ich bis heute jede noch so verrückte Idee umsetze. Eine Win-Win Situation für uns beide. So entstanden auch besonders ausgefallene Bühnengitarren, wie der klingende Tennisschläger oder die feuerspuckende Sylt Gitarre zum Die Ärzte Song „Westerland“.
Die Entstehung der FU Signature Guitar
Die Black Hawk wurde zu einem Markenzeichen für Farin – die heilige Kuh für Die Ärzte Fans. Aufgrund der vielen Anfragen bezüglich der Black Hawk, bat ich schließlich um Erlaubnis, eine Farin Urlaub Signature Gitarre bauen zu dürfen – und es gab grünes Licht!
Ich entwickelte eine verfeinerte Version der ersten Farin Urlaub Gitarre, die die Black Hawk nach und nach von der Bühne verdrängte und – auf 99 Stück limitiert – für jeden zu kaufen war.
Weitere Custom Modelle folgten, wie z.B. die Devileye und eine Devileye Nylon Akustik Gitarre, die die bisherige Nylon Live Gitarre von Farin Urlaub, eine Gibson Chet Atkins, auf der Bühne ablöste. Bis heute sind viele Cyan Custom Gitarren auf den großen Bühnen diverser Stadien zu sehen und dafür bin ich Herrn Urlaub ewig dankbar.
Auf nach St. Pauli - Budapester Strasse
Die Zeit rannte schnell und nach 13 Jahren Gitarrenbau in der geliebten Schönstraße, musste ich meine erste Werkstatt verlassen, da dort das neue Messegelände gebaut werden sollte. In einem verkommenen Hinterhof in der Budapester Straße, direkt gegenüber des St. Pauli Fußballstadions, fand ich mein neues Zuhause. Hier wurde der Bau der FU Signature Guitar Serie verwirklicht, viele Gitarren repariert und natürlich immer noch eigene Musik produziert.
Als ich für Kahn Morbee, Sänger und Gitarrist der südafrikanischen Band The Parlotones, eine Custom Gitarre im Band Look entwickeln sollte, entdeckte ich Aluminium als neues Material für ausgefallene Wünsche und individuelle Designs. Als Bridge der schwarzen Gitarre mit rotem Hals integrierte ich eine Metall Applikation in Form des Band Logos (ein abstraktes Megaphon) und fertig war die „Parloguitar“.
Die ersten Bariton, Hellcaster, Hellboy und Zodiac Gitarren Modelle
Die Inspiration für den Bau meiner ersten Bariton Gitarre erhielt ich durch ein Gespräch mit Billy Corgan, Sänger und Gitarrist der The Smashing Pumpkins. Nachdem ich ihm meine Gitarren bei einem Hamburger Konzert vorgestellt hatte, fragte er mich: „Why don’t you build a baritone guitar?“.
Dadurch hatte er eine neue Leidenschaft in mir erweckt, und ich widmete mich fortan auch den tieferen Tönen. Meine erste Bariton Gitarre entstand – eine Raven mit 29“ Mensur.
Zu meinem 20-jährigen Firmenjubiläum im Jahre 2010 entwickelte ich die Hellcaster, Hellboy und Zodiac und machte mich erneut auf den Weg zur Frankfurter Musikmesse, um die neuen Modelle zu präsentieren. Die ersten Prototypen der Hellcaster und der Hellboy gingen direkt nach der Messe mit Brent Hinds und Bill Kelliher von Mastodon auf die „Crack The Sky“ Tour und wurden bis Guadalajara und Mexiko gesichtet.
Extravagante Gitarren für Lord Of The Lost
Die Bariton Familie wuchs, und ich begegnete Chris Harms von der Hamburger Band Lord Of The Lost. Eine Industrial Band mit extravaganter Bühnenoptik, von den Kostümen bis hin zu den Instrumenten. Die erste Gitarre, die ich für ihn baute, war eine 29“ Bariton Gitarre im Hellcaster Shape, die „Lordcaster“.
Es folgten weitere ausgefallene Custom Instrumente, auch für die anderen Bandmitglieder, wie z.B. die Faust 29“ 3-String Bariton Gitarre. Ein 3-saitiger Monster Hybrid aus Bass und Gitarre, beschränkt auf das Wesentliche für eine tiefgestimmte Rock Show.
Für Gared Dirge, den Keyboarder der Band, wollte Chris dann eine Gitarre mit Keyboard Midi Controller von mir bauen lassen. Gesagt, getan! N.O.R.A bestand aus einem Akai Keyboard mit Midi Controller und einem Hals mit 2 Saiten auf einer 29“ Mensur. Das ganze natürlich im bewährten Industrial Look.
Aluminium Gravuren für Wirtz
Durch den Hamburger Gitarristen Keile machte ich Bekanntschaft mit Daniel Wirtz, Sänger und Gitarrist der Band Wirtz und überraschte ihn mit einer besonderen Custom Hellcaster.
Sie erhielt ein graviertes Aluminium Schlagbrett und den Wirtz Totenkopf im Body.
Ausbau meiner neuen Werkstatt in Hamburg-Altona
Nach abermals 13 Jahren musste ich auch meine Werkstatt auf St. Pauli verlassen und fand eine neue Location in der Stresemannstraße in Hamburg-Altona. Immer noch in der Stadtmitte, aber nun sogar beheizbar und mit reichlich Tageslicht.
Da hatte der Gitarrenbaugott bestimmt seine Hand schützend über mich gelegt. Den Ausbau habe ich komplett nach meinen Ideen durchgeführt und mir damit meine Traumwerkstatt geschaffen.
Wie das ausschaut und mit welchen Hürden ich dabei zu kämpfen hatte, könnt ihr euch im Making of Video auf YouTube anschauen.
Ein alter Kunde meinte: „Das sieht ja aus wie eine Wellnessfarm für Gitarren“. Und genau das ist es für viele Saiteninstrumente auch. Wenn sie die Farm verlassen, sind sie wieder frisch und munter.
Die erste Peak Detector Gitarre - Eine Weltneuheit
In meiner neuen Werkstatt überraschte mich Chris von Lord Of The Lost mit einer weiteren verrückten Idee.
Diesmal sollte es eine leuchtende Gitarre sein, die auf Anschlag des Spielers reagiert. Eine Weltneuheit und riesige Herausforderung, die mich sehr reizte.
Gemeinsam mit dem Dipl.-Ing. Thomas Fanter machte ich mich an die Arbeit und entwickelte die Empyrean 29“ Bariton Gitarre, die erste Peak Detektor Gitarre mit graviertem Aluminium Top, deren 768 LEDs von einem Arduino Prozessor durch den Anschlag des Spielers gesteuert werden. Eine Weltneuheit, die Chris auf der Bühne, im wahrsten Sinne des Wortes, erstrahlen lässt!!!
Jens Bogren und die Entstehung der Ultimate Rhythm Guitar
2018 lud mich der schwedische Metal Produzent Jens Bogren (Fascination Street Studio, Stockholm) ein, ihn bei seinem Workshop in Berlin zu besuchen. Jens war durch meine Zusammenarbeit mit Mastodon auf mich aufmerksam geworden und wollte mir von seinem Traum einer perfekten Rhythmus Gitarre erzählen. Eine Gitarre mit präziser Tonwiedergabe bei allen Tunings von E bis Drop C, ohne dass die Tonhöhe flattert, wenn die Saiten stärker angeschlagen werden. Ein Problem, das bei vielen Gitarren auftaucht. Außerdem sollte sie für jeden Musiker optimal bespielbar sein. Schnell waren wir uns einig und – inspiriert von seinen Vorstellungen – entwickelte ich die Ultimate Rhythm Guitar. Inzwischen ist die Ultimate bei vielen internationalen Album Produktionen, wie z.B. von Amorphis, Sepultura oder Kreator zum Einsatz gekommen und ist fester Bestandteil von Jens Bogrens Gitarrensounds. Auch der holländische Produzent Joost van den Broek hörte von der Ultimate und nutzt sie mittlerweile bei vielen Produktionen (z.B. Epica, Powerwolf) in seinen Sandlane Recording Facilities.
Die Ultimate Serie erneuerte mit ihrer besonderen Mensur und den technischen Details meine komplette Palette an Custom Gitarren Modellen.
Versatile - die erste Cyan T-Style Custom Gitarre
Zu meinem 30-jährigen Firmenjubiläum habe ich nun eine brandneue Gitarren Edition entwickelt, die auf einem Klassiker der Musikgeschichte basiert. Eine T-Style Interpretation nach Art des Hauses:
Die Versatile 30th Anniversary Classic Edition.
Diese Serie hält sich zwar an einige der traditionellen Features, jedoch ist sie mit meiner Erfahrung aus 30 Jahren Gitarrenbau angereichert und veredelt. Als Beta-Tester hat Jakob Schulze (Swiss + Die Andern) diese neue Gitarre bereits auf Herz und Nieren geprüft und legt sie inzwischen nur sehr ungern aus der Hand. Was er über seine Versatile „Jackpot“ Signature Gitarre zu berichten hat, könnt ihr euch in der Video Section anschauen.
Auch in den nächsten Jahren werde ich nicht ruhen und neue Custom Modelle für euch entwickeln. Mein Traum vom Gitarren bauen geht weiter, und ich freue mich auf euch!
Stay tuned, Thomas